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Schneebübchen

Es war einmal ein Abt, der sein Kloster mit liebevoller Strenge leitete und seinen Mönchen in Armut und Demut ein leuchtendes Vorbild war. Zu Ehren des Herrn hatte er seinem weltlichen Besitz abgeschworen und den leiblichen Freuden entsagt. Als es Winter wurde und die ersten Schneeflocken fielen, gab es nur ein Feuer in der Küche, wo die bescheidene Suppe gekocht wurde, und trotzdem fror der Abt nicht in seiner Kammer, derart anspruchslos war er in seinen weltlichen Bedürfnissen.

Aber es war ruhig und still in den Mauern, denn die Mönche taten ihre frommen Gebete und der Abt saß am Fenster. Da gewahrte er, wie draußen zwei Amselmännchen unter einem Rosenstrauß Schutz vor dem Wetter suchten, und murmelte:»Wie brüderlich die zwei Vögelchen ihren Unterschlupf teilen und sich gegenseitig mit feinem Gezwitscher trösten. Hätten wir hierinnen doch ein Kind, das uns mit seinem Spiel erfreuen könnte, wenn nur seine Seele so rein von Sünde bliebe wie der frische Schnee, sein Haar so tiefschwarz glänzte wie das Gefieder der Amseln und sein lachender Mund so rot leuchtete wie jene letzte Rose dort am Strauch!«Bald darauf stand ein Körbchen vor den Toren des Klosters, darin lag ein kleiner Bub und lachte, obwohl er doch von seinen Eltern verlassen ward.

Das war aber folgendermaßen gekommen: Ein liederliches Frauenzimmer hatte ihrem Gatten die Treue geschworen, sich aber nicht daran gehalten. Als er für ein Jahr ins Ausland musste, buhlte sie mit einem anderen und empfing ein Kind. Als nach zwölf Monaten der Gatte heimkehrte und ein erst einen Monat alten Knaben vorfand, fragte er, woher der käme. Da besaß das liederliche Frauenzimmer die Ungezogenheit zu behaupten, der Schnee hätte ihr das Kind beschert, weil eine Flocke in ihren Schoß gefallen sei.

Der Gatte sagte nichts, brachte aber den Knaben in der Nacht heimlich zum Kloster. Dem Frauenzimmer gegenüber sagte er später:»Ich wollte mit unserem Sohn am Kamin spielen und hatte nicht bedacht, dass er ja ein Schneekind war. Da krabbelte er zu nah ans Feuer und ist mir weggeschmolzen!«Die Mutter konnte dagegen nichts sagen, weil sie sich damit der eigenen Lüge überführt hätte. Der Knabe wurde nun von den Mönchen aufgenommen und sie freuten sich an seiner schönen Gestalt und seinem schlichten Wesen.

Der Bub hatte dichtes Haar so schwarz wie Amselfedern, volle Lippen so rot wie Rosen und eine reine Haut so weiß wie Schnee. Sein Geist und seine Seele waren von allem Bösen unbefleckt, und der Abt freute sich darüber und nannte seinen Schützling zärtlich Schneebübchen. Viele Winter folgten auf diesen ersten: Erst zwei, dann sechs, dann waren es schon zwölf, vierzehn und mehr. Der Abt zog den Buben groß, der flink heranwuchs, achtete auf seine Bildung und hielt dabei doch alles Wissen über die Sünden der Welt vor ihm verschlossen.

Nun hatte der Abt ein großes Kreuz über seinem Bette und er fragte es allabendlich nach seinem Gebet:»Kruzifix dort an der Wand,wer ist der frommste Mönch im Land?«Und das Kreuz antwortete:»Herr Abt, Ihr seid der Frommste hier. «Da war der Abt mit sich und seiner Arbeit zufrieden und wusste, dass alles, was er im Kloster tat und anordnete, seine Richtigkeit hatte. Schneebübchen reifte indessen heran und war so schön anzusehen und so folgsam in seinem Wesen, dass einer der anderen Mönche, der es mit der leiblichen Entsagung nicht zu strenge nahm, sich eines Tages sagte:»Will mal sehen, wie ich die Einfalt Schneebübchens für mich nutzen kann.

Seit Wochen jucket mir die Kimme und seit ich hier bin, hat mich kein stolzer Schwengel mehr gestopft. Heda, Schneebübchen!«Der Knabe horchte auf und lief in die Kammer des Mönchs, der da eben gerufen hatte. Jener jammerte und klagte ihm etwas vor:»Ich war unachtsam und eine kleine Maus ist mir hinten ins Gedärm gelaufen! Jetzt tanzt sie dort und schadet mir und mein Finger reicht doch nicht an sie heran. Kannst du sie mir nicht herausholen? Sei milde und erbarme dich meiner!«Schneebübchen empfand Mitleid mit dem Mönch, kniete sich hinter dessen Gesäß und schob gehorsam seinen Finger hinein.

Der Mönch begann, zufrieden vor sich hin zu summen. »Ja, drücke nur tiefer rein, damit du sie fangen kannst. Versuch es ruhig mit zwei Fingern, dann schnappst du das Mäuschen gewiss!«Und unterdessen rieb er sich unter seiner Kutte den alten, steifen Schwengel, ohne dass Schneebübchen es merkte, und erfreute sich an den fleißigen Gliedern, die ihn in seinem Gedärm herrlich krabbelten. »Ich find sie nicht, ich find sie nicht«, sprach Schneebübchen, aber der Mönch hieß ihn immer tiefer dringen und es weiter versuchen.

Dabei wurden seine Anordnungen schneller und immer schneller und waren bald nur noch ein Röcheln, von dem Schneebübchen meinte, es käme von dem bösen Mäuschen. Unter der Kutte ward es dem Mönch aber bald nass, denn sein Schwengel gab Flocken der Wollust von sich. »Es reicht«, seufzte er, »du kannst die Maus nicht mehr fangen, zieh deine Finger aus mir heraus. «»Wo mag sie nur stecken?«, wunderte sich Schneebübchen. Da nahm der Mönch die Hand des Knaben und legte sie sich auf die Brust.

»Spürst du, wie es dort schlägt? Das ist die Maus, die nun in meiner Brust sich freut, weil sie dir entkommen ist. Ich danke dir dennoch für deine Mühen!«Mit diesen Worten schickte er Schneebübchen hinaus und rieb sich die Hände, darüber frohlockend, dem einfältigen Knaben ohne dessen Wissen einen Liebesdienst abgerungen zu haben. Als nun der Abt an diesem Abend nach seinem Gebet das Kreuz befragte, bekam er eine andere Antwort zu hören als bisher üblich.

»Kruzifix dort an der Wand,wer ist der frommste Mönch im Land?«»Herr Abt, Ihr seid gar christlich hier. Doch Schneebübchen liebt seinen Nächstenhundertmal frommer als Ihr. «Der Abt war bestürzt, wie er das hörte. Freilich war es sein Anliegen gewesen, Schneebübchen zu einem wohlgefälligen Christenmenschen heranzuziehen. Wenn er jedoch bereits als Knabe den göttlichen Willen der Nächstenliebe so viel inniger als sein Lehrmeister praktizierte, wäre das schlecht. »Spricht sich das herum, werden die Klosterbrüder demnächst ihn zum Abt wählen und ich wäre ohne Amt«, fürchtete der Alte und in seinem Herzen wandelte sich die väterliche Liebe zu Schneebübchen in Neid und Hass.

Die Nacht brachte der Abt schlaflos zu, grübelnd darüber, wie er den unleidigen Knaben loswerden könne, und als die Sonne aufging, hatte er einen düsteren Plan ersonnen. Er rief einen Jäger zu sich, der in den Wäldern rings um das Kloster oft anzutreffen war und der die Mönche schon das eine oder andere Mal mit frischem Wildbret versorgt hatte, wenn sie nur für sein Wohlergehen beten wollten. »Führe Schneebübchen hinaus in den Wald, wo es am dunkelsten ist, und tu ihm dort leibliche Schande an, damit Gott sich von ihm abwende«, befahl er dem Jäger und behauptete, eine Vision des Herrn hätte ihm diesen Auftrag eingegeben.

»Wie soll ich Schneebübchen Schande antun, wenn er doch so arglos ist und von gar keinen leiblichen Verlockungen weiß?«, fragte der Jäger, der die Unschuld des Knaben sehr wohl kannte. »Das muss deine Sorge sein«, erwiderte der Abt und verlangte, Schneebübchens frischfeuchte Flocken als Wahrzeichen zu erhalten. Insgeheim glaubte er aber, das Verspeisen dieses jugendlichen Niederschlags würde ihn ebenso christlich und unschuldig machen wie den Knaben. Der Jäger war traurig, gehorchte aber und führte Schneebübchen in den Wald, wo er am tiefsten war.

Der Knabe besah sich die Gräser und Bäume, sang mit den Vögeln und juchzte auf, sooft er ein Tierlein sah, sei es ein Häschen, ein Iltis oder auch nur ein Eichhorn. Die Zeit verrann und der Jäger wusste nicht, wie er Schneebübchen Schande antun sollte. Er besah ihn und fand, dass der ihm Anvertraute vom Scheitel bis zur weißen, zierlichen Sohle vollkommen unschuldig und bis in die Seele jungfräulich war. Da zog ein kühler Wind auf und der Jäger meinte, es fröstele ihn.

»Ich würde dich wärmen, wenn ich nur wüsste wie«, sprach Schneebübchen da, dessen mitleidiges Herz sich hilfsbereit meldete. »So komm in meine Arme, ich will dich das Wärmen schon lehren«, sprach der Jäger. »Wenn du meinen Rock öffnest, findest du darin einen fleischernen Heizstab. Hilf mir, ihn aufzurichten, dann können wir unsere kalten Finger daran reiben. «Schneebübchen gehorchte, setzte sich auf des Jägers Schoß und öffnete den Rock. Es sprang ihm der große Schwengel des Waidmanns entgegen, der schon pulsierte und warme Glut ausströmte.

»Ei, ist das ein beflissener Heizstab«, staunte Schneebübchen, »denn reibe ich meine Hände daran, wird er immer wärmer und wärmer!«Der Jäger genoss das Reiben sehr, nahm den Klosterbuben auf seinen Schoß und war völlig benommen von seiner reinen Schönheit. Er verzehrte sich nach dem jungen Leib und sann nach einem Wege, dem Arglosen die Unschuld zu rauben. Schließlich meinte er:»Weißt du eigentlich, dass auch du so einen fleischernen Stab besitzt?«»Ich ahne es in diesem Augenblicke, denn mir zwickt es unter der Kutte und es pocht hitzig zwischen meinen Schenkeln«, gab Schneebübchen zu.

Der Jäger hob die Kutte an und fasste zärtlich an den steifen Knabenschwengel, der rot leuchtete und bereits völlig feucht war. Bei diesem Anblick geriet der Jäger dermaßen ins Feuer, dass er lobend ausrief:»Dein Stab zeigt, wie wahrhaft reif du schon bist, und es ist eine Wohltat in der kalten Luft, dass wir einander auf diese Weise wärmen können!«Er küsste das pechschwarze Haar des Knaben, wischte zart mit der Hand über sein Gesicht, bis jener die holden Augenlider senkte, betrachtete den frischen, purpurroten Mund und streichelte all dies, ganz sanft und sachte nur, damit er die Lieblichkeit des Arglosen nicht verletze.

Diese zarten, stillen Wonnen versengten dem Jäger beinahe das Herz, ohne dass Schneebübchen von dessen Liebesfreuden auch nur eine Ahnung hatte. Dem schwante nichts Böses, und so befingerten und rieben sie einander noch lange, bis die Hitze in ihren Schwengeln unerträglich wurde, das Pochen des Blutes sie erzittern ließ und schließlich heiße Flöckchen in kräftigen Schüben aus ihnen herausspritzte. »Siehst du«, lächelte der Jäger den Knaben an, »nun rieselt es weiß wie Schnee aus deinem Stab, dessen Spitze so rot wie eine Herbstrose leuchtet, und es schneit auf deinen dichten Haarbüschel so schwarz wie Amselgefieder.

Doch zu deinem Kloster kannst du nun nimmermehr zurück, denn die Schande ist über dich gekommen. «Da zog sich das Herz des Knaben zusammen und er fragte wieder und wieder, welches Vergehen, welche Sünde er begangen hätte. Der Jäger konnte es ihm nicht sagen, denn er wollte vor Schneebübchen nicht als der Verführer gelten, der er war, also log er:»Du hast dich an mir wärmen wollen bei lauer Luft, wo euch Mönchen doch die Entsagung aller weltlicher Bedürfnisse Gesetz sein sollte.

Tadele dich darum und rechne nicht damit, dass der Abt dich in seinen Orden wieder aufnehmen will. «Schneebübchen, der nicht wusste, was aus ihm werden sollte, begann zu schluchzen. Der Jäger bot an, ihn bei sich aufzunehmen und zu einem Jägerburschen zu machen, doch der Knabe lehnte ab. »Ich will in der Wildnis bleiben und Entsagung üben, bis mir der Weg zum Abt wieder freisteht«, erklärte er feierlich, wandte sich um und lief ins Unterholz, bis er den Augen des Jägers entschwunden war.

Der wusste nicht, was er von Schneebübchens Worten halten sollte, besann sich dann aber auf die weißen, nassen Flocken und brachte sie, sicher in einem Taschentuch verwahrt, dem Abt. Der freute sich ungeheuer über Schneebübchens vermeintlichen Sündenfall und schleckte gierig an dem noch warmen Knabenschnee. Er war derart ausgelassen über das Gelingen seines Plans, dass er sein abendliches Gebet sowie die übliche Frage an sein Kreuz vergaß. Den Sorgen seiner Ordensbrüder über den Verbleib Schneebübchens schenkte er kein Gehör; zufrieden schlummerte er ein.

Der arme Knabe war nun ganz allein in dem tiefen Wald, doch ward ihm nicht angst, denn er glaubte zuversichtlich an den glücklichen Ausgang der Dinge und wusste ja nichts von irgendeinem Bösen in der Welt. Er sprang über spitze Steine und stumpfe Stämme, watete durch wilde Waldbäche und fand enge Pfade zwischen Dornen und Strauch. Der Abend war schon lange hereingebrochen, als er über eine Brücke ging, die ganz aus Glas war und ihn trotzdem zu tragen vermochte.

Er schritt staunend hinüber und kam an ein kleines Häuschen, das unweit davon mitten im Walde stand. Er klopfte an, aber es schien niemand daheim zu sein. Da drückte er beherzt die Klinke, trat ein und fand sich in einem reinlichen Zimmer wieder, worin ein gedeckter Tisch stand, auf dem alles zu siebt war: Sieben Teller standen darauf, sieben Gabeln und sieben Messer lagen daneben und sieben Becher standen um einen Krug. Sieben Stühle standen um den Tisch herum und an der Wand standen sieben Betten nebeneinander aufgereiht, die mit sieben warmen Laken bedeckt waren.

Schneebübchen staunte über dieses Häuschen. Weil er aber Durst und Hunger verspürte, setzte er sich auf einen der Stühle, nahm einen Becher und goss sich frisches Wasser aus dem Krug ein. Dann nahm er einen Teller, dazu noch Besteck, und schnitt sich Brot und Gemüse zurecht, welches auf dem Tisch stand. Als er satt und zufrieden war, ging er zu den Betten, die allesamt groß genug für erwachsene Männer waren. Er legte sich in eins davon, und weil ihm fröstelte, besann er sich auf seinen Hitzestab und steckte ihn in das weiche Laken, um es zum Glühen zu bringen.

Während er damit beschäftigt war und sich wunderte, dass sein Hitzestab bei seiner Arbeit so angenehm kribbelte, hörte er nicht, wie von draußen sieben große Männer des Weges kamen, die Tür öffneten und eintraten. Das waren die Herren des Häuschens, die einst aus ihrer Heimat vertrieben worden waren und hier als Geächtete hausten. Wie sie das Licht entzündeten, sahen sie, dass jemand an ihrem Tische gesessen und gespeist hatte. »Wer hat seinen Arsch auf meinen Stuhl gepflanzt?«, fragte er Erste.

»Dem pflanze ich was in seinen Hintern!«»Wer hat von meinem Teller gefuttert?«, fragte der Zweite. »Der kriegt von mir sein gieriges Maul gestopft!«»Wer hat aus meinem Becher gesoffen?«, fragte der Dritte. »Dem werde ich was Feuchtes die Kehle runterjagen!«»Wer hat mit meiner Gabel gestochen?«, fragte der Vierte. »Dem werde ich meine leibeigene Gabel ordentlich hinten reinstechen!«»Wer hat mein Messer abgeleckt?«, fragte der Fünfte. »Der kriegt meine Zunge dort zu spüren, wo er sie nimmermehr vermutet!«»Wer hat von meinem Sellerie genascht?«, fragte der Sechste.

»Dem nasche ich auch etwas weg!«Der Siebte aber starrte auf das Bett, in dem Schneebübchen sich auf dem Laken räkelte, und fragte:»Welch Bengel reibt sich da den Schwengel in meinem Bettchen?«Da standen sie alle sieben an dem Bette und sahen den Knaben, wie er vom Laken umhüllt dalag und sie freundlich anlächelte. »Guten Abend, werte Herren! Ich komme aus dem Kloster. Schande ist über mich gekommen und ich kann erst zurückkehren, wenn ich meine Tugend wiedergefunden habe.

«Seine Lippen waren so rot, sein Antlitz so weiß und sein dichtes Haar so schwarz, dass die sieben rauen Männer über seine Schönheit nur staunen konnten. Noch ehe sie wussten, was sie ihm sagen sollten, fragte er:»Wie heißt ihr und was tut ihr?«»Ich bin der Holzhauer«, erwiderte der Älteste. »Ich hole am Tage gute Scheite für den Kamin. «»Ich bin der Fallensteller«, sagte der Zweite. »Ich sorge für frisches Fleisch. «»Mich nennt man Walddoktor«, sagte der Dritte.

»Ich pflücke Kräuter und Pflanzen für Arzeneien und um unsere Speisen zu würzen. «»Mich nennt man Zimmerer«, sagte der Vierte. »Ich baute dieses Häuschen hier und halte unsere Wege und Brücken instand. «»Sag Viehhirte zu mir«, sprach der Fünfte, »denn ich gehe mit Schaf und Kuh zur Weide, von denen wir Milch und Wolle haben. «»Sag Töpfer zu mir«, sprach der Sechste, »denn unten am Bache bereite ich den feuchten Ton zu irdenem Geschirr.

«»Ich bin der Bergmann«, sagte der Siebente. »Ich schürfe in der Grube nach Erz- und Silberschätzen, die wir einmal im Jahr im Dorf gegen allerlei Notwendiges eintauschen. «»Und ich bin Schneebübchen«, sagte der Knabe, doch die sieben Männer lachten, denn wie ein Bübchen sah er nicht aus. »Du bist eher ein Schneebengel, und ein kecker dazu, so wie du mit meinem Laken ringst«, meinte der Bergmann, doch Schneebübchen erklärte, wie er nichts anderes im Sinn habe, als das Bett gut zu wärmen.

Da erkannten die sieben Männer die Unschuld des Knaben und bereuten ihre unflätigen Schimpfereien. Sie hießen den jungen Mönch bei sich willkommen. »Wir sind Geächtete und leben hier zurückgezogen im Walde, wo uns böse Menschen nichts antun können«, erzählte der Älteste. »Wenn du unser Häuschen rein hältst, für uns kochst und wäschst, während wir unser Tagewerk vollbringen, darfst du bei uns bleiben. «Damit erklärte Schneebübchen sich einverstanden. »Lasst uns nun aber zu Bett gehen, es ist Schlafenszeit«, sagte er und die Männer krochen in ihre Laken, und weil ihre Betten noch kalt waren, kroch Schneebübchen zu jedem von ihnen und meinte ihnen zeigen zu müssen, wie sie an ihren Schwengeln reiben mussten.

Sie ließen den Knaben im Glauben, er leiste ihnen damit einen guten Rat, und fanden freilich große Lust an dem Tun. So rieben sie stärker und stärker, bis hitziger Atem das Häuschen erfüllte und siebenmal schneeweiße Flöckchen rieselten. Bald darauf war Schneebübchen eingeschlafen, denn der Weg durch den Wald hatte ihn gar sehr erschöpft. Das Mondlicht schien durchs Fenster auf sein unschuldiges Gesicht, und als die anderen unter tiefem Grunzen und Schnaufen ihre Wollust abermals hinauspumpten, sahen sie dabei unentwegt auf ihn und freuten sich daran.

Wie sie endlich beruhigt waren, hüllten sie sich in ihre Decken und lagen fortan friedlich in den Betten. Nur der Bergmann musste auf dem Boden schlafen, weil keine andere Schlafstatt frei war. Gleich am nächsten Morgen baute der Zimmerer ein achtes Bett, bevor er wie die anderen zum Tagewerk hinausging. Ehe sie Schneebübchen allein im Häuschen zurückließen, warnten sie ihn noch:»Lass niemanden ein außer uns! Der Abt ist ein strenger Mann, der nicht dulden wird, dass du als junger Mönch bei sieben rauen Gesellen wohnst.

Nimm dich ja in acht!«Dann winkten sie ihm zu, zogen ihrer Wege und Schneebübchen putzte die Stube, wusch die Laken und fegte den Hof. Der Abt ging derweil seinem Amt nach und legte den Ordensbrüdern noch härtere Regeln auf, damit sie keine Zeit mehr fanden, Schneebübchens Verschwinden länger zu bejammern. »Arbeit und Strenge hält Trauer und Sorge aus dem Herzen fern«, meinte er, trat abends an das Kreuz und erwartete, dass es ihn wie eh und je lobte.

Er sprach:»Kruzifix dort an der Wand,wer ist der frommste Mönch im Land?«»Herr Abt, Ihr seid gar christlich hier. Aber Schneebübchen, dort wo er geblieben,bei den geächteten sieben,übt die Nächstenliebe tausendmal frommer als Ihr. «Da erschrak er, denn er wusste, dass das Kreuz niemals die Unwahrheit sprechen würde. Er glaubte, der Jäger müsse ihn betrogen haben und hätte Schneebübchen nicht zur Schande verführt. »Also muss ich ihn selbst zu Verwerflichkeiten verleiten«, entschied der Abt, tat sich Lumpenkleider an, färbte sich das Gesicht dunkel und stieg durch den Wald zum Häuschen der Geächteten hin.

Er fand Schneebübchen, wie jener fleißig die Fensterscheiben wischte, und sprach ihn an:»Guten Morgen, junger Bub! Ich bin ein Dorfschulmeisterlein auf den Weg zu meinen Schülern und sehe dich hier zum ersten Mal. Ei, du hältst wohl für die sieben rauen Männer das Haus sauber? Was geben sie dir denn dafür?«»Sie lassen mich hier wohnen und mit ihnen speisen«, erwiderte Schneebübchen, der den Abt nicht erkannte. »Zum Dank habe ich ihnen gestern die Betten gewärmt mit meinem Hitzestab.

«Und er erzählte freimütig von seinem Tun und der Abt erkannte, dass Schneebübchen sehr wohl gesündigt hatte und wunderte sich, dass ihm sein sprechendes Kreuz anders berichtete. Wie er aber Schneebübchen immer weiterreden hörte, erkannte er dessen unschuldigen Geist, der sich gar nichts Schändliches dachte. ›Hierin liegt die falsche Kunde begründet‹, erriet der Abt, ›denn solange der Knabe nicht weiß, dass er sündigt, wird er mir an Tugend überlegen sein. ‹»So denn«, sprach er mit lauter Stimme, »ich muss dir sagen, dass du keinen Hitzestab dort zwischen deinen Beinen hast, sondern einen Speer der Sünde! Glaube einem Schulmeister wie mir – was du tust, ist große Schande zwischen Männern.

«Schneebübchen erzitterte und bat, der kluge Schulmeister möge ihm in seinem Elend helfen, in das er nur durch Irrtum geraten war. Darauf zog der Abt seinen goldenen Ring vom rechten Finger, stülpte ihn über den sündigen Hitzestab und sagte:»Dieses ist ein heiliger Ring, der fortan alles Böse aufhalten wird. «Schneebübchen merkte eine Veränderung in sich vorgehen und meinte:»Ich merke schon, dass die Hitze nicht mehr in den Stab fließen kann. So bin ich denn gerettet!«Aber ach! Der Ring presste so fest gegen die Adern, dass jegliches Blut in seinem Fluss aufgehalten ward und Schneebübchen ohnmächtig zu Boden fiel.

Kaum war das geschehen, eilte der Abt zurück ins Kloster und ließ einen leblosen Knabenleib zurück. Als die sieben Geächteten abends nach Hause kamen, sahen sie Schneebübchen starr auf der Erde liegen. Zuerst glaubten sie, er sei tot, aber als sie ihn näher besahen, entdeckten sie den goldenen Ring um seinen Stab. »Den besaß er heute Morgen noch nicht«, wusste der Bergmann und zog ihn ab. Da floss das Blut wieder gleichmäßig durch den Leib, Schneebübchen schlug die Augen auf und war wieder lebendig.

Er mochte aber keinen von den sieben Geächteten ins Gesicht sehen, sondern verkroch sich in eine Ecke und weinte vor Scham. Die Geächteten wunderten sich darüber, fragten den Knaben, was ihm fehle, und erst nach langem Zureden berichtete er von dem Dorfschulmeisterlein und seiner schlimmen Erkenntnis. Da tröstete ihn der Bergmann:»Lass dir gesagt sein: Hier gibt es weit und breit keinen Schulmeister. So denn bist du einem Betrüger aufgesessen, der dir schwarze Gedanken machen will.

Mich dünkt, es sei der Abt gewesen, der sich gewiss verkleidete und dir Übles wünscht. Einem Abt aber, der sich verkleidet und seinen goldenen Fingerring zu solch argem Zweck verschenkt, dem kann man doch das Wort nicht glauben!«Das leuchtete Schneebübchen ein und er wischte sich die Tränen ab. Der Bergmann nickte ihm freundlich zu und sprach weiter:»Deine Hilfsbereitschaft bleibt deine größte Tugend, darüber sei unbesorgt. Mithin hilf dem Töpfer bei seinem Bade und hernach dem Fallensteller beim Brotbacken.

Alsdann wollen wir zu Abend essen. «Schneebübchen ging hinaus in den Hof, wo der Töpfer sich entkleidete und in einen Zuber voller Wasser stieg. Der Knabe nahm einen Lappen und wusch dem Geächteten den Lehm von den Händen und Armen. Dabei strich er behutsam über die sonnengebräunte Haut, was dem Töpfer freilich gefiel. »Wasche mich auch am Rest des Leibes«, bat er und Schneebübchen gehorchte gern, denn der Anblick des rauen Geächteten verzückte ihn.

»Wie viel größer durch das Wasser euer Stab ausschaut«, staunte er, als der Schwengel des anderen sich aufrichtete. »Aber wieso quillt uns gar oft weißes Nass dort heraus?«Der Töpfer antwortete schlau:»Das ist Seife, die uns putzen soll und die unser Stab selbst herstellen kann. Tust du, wie ich sage, wirst du sehen, wie sie herausschießt! Dann kannst du mich damit einschäumen!«Da musste Schneebübchen den Stab mit der rechten Hand mutig drücken und quetschen, damit die Spitze hübsch fett wurde und wie zum Bersten aus dem Wasser lugte.

Mit der linken Hand aber sollte er Wasser schöpfen und mit Obacht große und kleine Tröpfchen auf eben jene dicke Spitze fallen lassen; mal von hoch oben, damit sie laut darauf prallten, mal von ganz dicht, damit sie sanft herunterglitten. »Weiter so, nur weiter«, lobte ihn der Töpfer zwischen zusammengebissenen Zähnen, »ich spüre die Seife bereits auf ihrem Wege!«Schneebübchen tat, wie ihm geheißen, und dabei richtete sich unter seiner Kutte auch der eigene Knabenschwengel auf.

Als das weiße Nass schließlich aus dem Töpfer quoll, streckte der Geächtete seinen Arm aus dem Zuber, fasste seinem Gehilfen zwischen die Schenkel und rieb ihn ebenfalls. »Je mehr Seife wir zum Putzen haben, desto reinlicher werde ich glänzen«, erklärte er, und darum ließ Schneebübchen ihn gewähren. Kurz darauf trat der Fallensteller auf den Hof und rief Schneebübchen zu sich. »Lass den Töpfer sich ankleiden, wir wollen nun in der Backstube die Brote für die nächsten Tage zubereiten.

«Er führte Schneebübchen hinters Haus, wo sich ein noch kleineres Häuschen mit einem großen Ofen befand, das war die Backstube. Sie gingen hinein und verschlossen die Tür, sodass es ganz dunkel war. »Wieso machen wir kein Licht?«, fragte Schneebübchen und der Fallensteller erwiderte:»Weil wir Schwarzbrot machen. Tu mir nach und knete und walke diesen Teig, bis er schön warm ist. «Schneebübchen, der nichts sehen konnte, knetete und walkte und glaubte, es sei Brotteig, den er da bearbeitete, dabei war es der nackte Fallensteller.

»Was ist da plötzlich so feucht in meiner Hand?«, fragte Schneebübchen plötzlich. »Es schmeckt gar herb und ist wie Harz an den Fingern!«»Das ist das lauwarme Wasser für den Teig«, schwindelte der Fallensteller und hatte große Anstrengung, sein schweres Keuchen zurückzuhalten. »Doch nun ist es gut, ich will den Teig in den Ofen schieben. Lauf du nur und decke den Tisch im Haus!«Nachdem er Töpfer und Fallensteller geholfen hatte und der Tisch gedeckt war, ließen es sich die sieben Männer und der junge Mönch schmecken.

Schneebübchen hatte zu seiner alten Zuversicht gefunden und schien noch schöner zu sein als zuvor. Der Abt aber trat abends an sein Kreuz und tat seinen Spruch, überzeugt davon, dass Schneebübchen als Sündenbock gelten müsse. »Kruzifix dort an der Wand,wer ist der frommste Mönch im Land?«»Herr Abt, Ihr seid gar christlich hier. Aber Schneebübchen, dort wo er geblieben,bei den geächteten sieben,übt die Nächstenliebe tausendmal frommer als Ihr. «Wie er das hörte, sank ihm das Herz, denn er sah, dass Schneebübchen lebendig war und einen Weg gefunden hatte, sich der Sünde freizusprechen.

Da sann er auf eine noch bestechendere Verkleidung, die den Knaben von seinem falschen Weg überzeugen musste, und ging am folgenden Tag als Wanderprediger in den Wald. Er fand den Knaben, wie er artig Wäsche an die Leine hing, und verwickelte ihn wie am Vortage in ein Gespräch. Schneebübchen erzählte bereitwillig, wie er im Dunkeln Teig kneten und aus seinem Knabenschwengel weiße Seife hervorquellen lassen konnte. Da schüttelte der Wanderprediger sorgenvoll den Kopf und sprach:»Was lässt du deine Hände für Unzucht treiben! Der Herr will nicht, dass wir an uns reiben und uns unnütz verspritzter Flocken freuen!« Dann nahm er einen Rosenkranz und band Schneebübchen damit die Hände auf den Rücken.

»So kannst du fortan nicht mehr mit deinen Händen sündigen!«Mit diesen Worten ging der Abt wieder ins Kloster und ließ einen gefesselten Knaben zurück. Schneebübchen konnte sich nicht regen, und als Hunger und Durst ihn zu plagen begannen, fürchtete er, zur Strafe für seine Verfehlungen verschmachten zu müssen. Als die Geächteten abends heimkehrten, sahen sie ihn besinnungslos auf der Erde liegen, mit offenem Munde, aus dem die trockene Zunge hing. Sie gaben ihm Wasser ein, lösten den Rosenkranz von seinen Handgelenken und trugen ihn ins Haus.

Dort kam er zu sich, blieb aber in seiner Ecke sitzen und mochte keinen von ihnen zu nahe kommen. Erst nach langem Zureden berichtete er von dem Wanderprediger und seinen warnenden Worten. Da beruhigte ihn der Bergmann:»Lass dir gesagt sein: Hier gibt es weit und breit keinen Weg, den ein Wanderprediger gehen kann, denn wo im Wald hast du die passende Kapelle für ihn erspäht? Erneut bist du einem Betrüger aufgesessen, der dich die Furcht lehren will.

Mich dünkt, es sei abermals der Abt gewesen, der sich verkleidete und dir noch Übleres will als zuvor. «Da ließ Schneebübchen sich beruhigen und in den Arm nehmen. »Deine Hände bleiben frei der Sünde und sind so unschuldig wie dein Geist und deine Seele«, sprach ihm der Bergmann weiter zu. »Hilf nun dem Viehhirten bei der Versorgung unserer Tiere und frage hernach den Holzhauer, ob er deiner bedarf. Alsdann wollen wir zu Abend essen.

«Schneebübchen ging zum Viehhirten in den Stall, der gerade das Schaf und die Kuh anband, und fragte, was er den Tieren zu fressen geben sollte. Der Viehhirte war nicht dumm und sprach:»Sie brauchen zuallererst etwas zu trinken, doch kein Brunnenwasser, sondern weißes Schmelzwasser muss es sein. Das macht sie stark und gesund, doch haben Kuh und Schaf so ihre Eigenart; sie nehmen den Trank nur an, wenn er zäh durch dieses Astloch dort gegeben wird.

Stell dich nur außen an die Stallwand und führe deinen Hitzestab durch das Astloch, ich will mich hier drinnen um den Rest kümmern. «Schneebübchen war verblüfft, dass sein Stab nicht nur Wärme und Seife herstellen, sondern auch das Vieh versorgen konnte. Er tat wie ihm geheißen und steckte seinen Schwengel durch das Astloch. Der Viehhirte hatte freilich gelogen. Die Tiere waren längst mit Heu und Wasser versorgt, sodass er sich nun vor das Loch knien konnte, um mit seinen Lippen an der roten Eichel des Knaben zu zuzeln.

Gern hätte er dabei den Schwengel in die Hand genommen und gerieben, aber er wollte sich nicht verraten. Schneebübchen fühlte, wie nasse Lippen sich über seinen Stab legten und eine Zunge frech daran leckte, und glaubte, es müsse wohl das Schaf sein. Damit es gut gefüttert würde, stieß er mit den Hüften mehrmals gegen die Stallwand, um das Schmelzwasser, das er bereits zäh und dick in sich aufsteigen fühlte, tief in dessen Rachen zu spritzen.

Bald schon lief ihm das weiße Nass ungehemmt aus dem Schwengel und dem Viehhirten in den Mund, der sich den Trank trefflich schmecken ließ. Er entließ Schneebübchen mit lobenden Worten, und der Knabe lief zum Holzhauer in den dunklen Schuppen, wo er beinahe nichts sehen konnte. »Du kommst gerade recht, meinen Axtstiel zu bespucken«, sagte der Holzhauer rau. »Damit mir die Axt gut in den Händen liegt, darf der Stiel nämlich nicht zu trocken sein.

Steck ihn in dein Mäulchen und mach ihn schön nass; meine Spucke reicht nach dem anstrengenden Tag nicht mehr dazu. «»Wenn dir das hilft, besser die Axt zu schwingen, will ich dir gern behilflich sein«, erwiderte Schneebübchen gehorsam und machte den Mund weit auf. Es war aber gar nicht der Axtstiel, der Schneebübchen dort im Dunkeln in den Mund geschoben wurde, sondern des Holzhauers eigener dicker Schwengel. Er ließ ihn vom Knaben tüchtig befeuchten und schob ihn immer tiefer in den Rachen.

»Der Stiel muss bis zum Anschlag nass sein, damit dein Wasser über Nacht fein ins Holz einziehen kann«, sprach der Holzhauer, fasste in Schneebübchens schwarzes Haar und hielt seinen Kopf gut fest, während er immer ruckartiger seinen Schwengel zwischen die Knabenlippen presste. Bald zitterte der Holzhauer am ganzen Körper, spürte es heiß durch seinen Schwengel fließen und nahm rechtzeitig sein Stück Fleisch aus Schneebübchens Mund, um die spritzende Masse auf dem Boden zu verteilen, da jene sein wollüstiges Tun sonst verraten hätte.

Daraufhin schickte er Schneebübchen ins Häuschen, wo sie alle zu Abend essen wollten. Unterdessen war der Abt ins Kloster zurückgekehrt und fragte sein Kreuz:»Kruzifix dort an der Wand,wer ist der frommste Mönch im Land?«Und das Kreuz antwortete ihm zum Verdruss abermals:»Herr Abt, Ihr seid gar christlich hier. Aber Schneebübchen, dort wo er geblieben,bei den geächteten sieben,übt die Nächstenliebe tausendmal frommer als Ihr. «Ratlos wälzte sich der Abt auf seinem harten Bette. Wie hatte Schneebübchen seine Sündhaftigkeit wieder vergessen können? Wie war es möglich, dass bei all seinem lasterhaften Treiben das Kreuz ihn noch immer für christlicher hielt als den Abt? Am Morgen blieb dem alten Mönch nichts anderes übrig, als zur größten Verkleidung zu greifen, die er ersinnen konnte.

Er tat sich ein weißes Hemd an, sammelte Haarsträhnen, die er sich aufsetzte, und fertigte aus Dornen eine Krone für sein Haupt. Als der Erlöser selbst wollte er Schneebübchen erscheinen und ihm ein göttliches Urteil sprechen, damit der Geist des Knaben ein für alle Mal von seiner Verdorbenheit erfuhr. Und wie der Abt in dieser Verkleidung durch den Wald lief, staunten das Häschen, der Iltis und das Eichhorn über den Anblick, denn selbst sie hatten sich den Erlöser nie so alt und grau vorgestellt.

Der Abt indes fand einen roten Apfel auf dem Waldboden, nahm ihn auf und wollte ihn für seinen Auftritt nutzen. Als er diesmal zu Schneebübchen kam, wusch jener gerade das Geschirr. »Ich komme, dich zu richten«, rief der Abt mit furchtbarer Stimme. Als der Knabe aufblickte, sah er die Dornenkrone von der Sonne umkränzt und glaubte, der Herr erscheine ihm in einer Vision. Kurzerhand fiel Schneebübchen auf die Knie. »Siehst du diese Frucht, die Eva einst pflückte?«, rief der Abt und zeigte den Apfel.

»Nun bist du es, der die Last der Sünde auf sich nehmen muss!«Lachend warf er Schneebübchen den Apfel ins Antlitz. Der Knabe war aber derart verschreckt, dass er zu fangen vergaß. Die Frucht traf ihn an der Stirn mit aller Wucht, denn der Abt hatte all seine Verachtung und seinen Hass in den Wurf gepackt. Der Knabe verlor die Besinnung und sank, von Schrecken und Schmerz gebeutelt, wie tot zu Boden nieder. Der Abt betrachtete ihn mit grausigen Blicken und lachte überlaut, denn er dachte, dass Schneebübchen nun endgültig gestorben sei.

»Weiß wie Schnee, rot wie Rosen und schwarz wie eine Amselfeder! Nun wirst du ewiglich für deine Sünden bezahlen!«Er nahm die Dornenkrone ab, die ihm das Haupt stach, warf sie ins Gebüsch und lief zurück in den Wald, ohne sich umzusehen. Der Bergmann aber hatte sich für diesmal auf die Lauer gelegt, denn er ahnte bereits, dass der Abt auch an diesem Tage verkleidet in den Wald kommen würde. Wie er ihn durch das Unterholz laufen sah, versteckte er sich in seiner Grube und rief laut um Hilfe.

Der Abt konnte als Vorsteher eines Klosters freilich an keinem Hilferuf achtlos vorübergehen, kam also zur Grube und fragte laut:»Wer ruft dort? Was kann ich tun?«Der Bergmann blieb in einer dunklen Ecke, wo der Abt ihn nicht sehen konnte, und antwortete:»Ich stecke in dem Felsen fest und kann nicht heraus! Packe meinen Arm und zieh daran!«Der Abt traute sich nicht in die finstere Grube, aber nach weiterem Zurufen des Bergmanns streckte er seine Hand aus und tastete nach dem vermeintlichen Arm des Hilfesuchenden.

Endlich fand er etwas, das sich wie ein menschliches Glied anfühlte, umschloss es mit den Fingern und zog daran. »Du bist glitschig und ich rutsche immer wieder an dir ab«, jammerte der Abt, doch der Bergmann erklärte, dass es sein Schweiß sei, der ihn so rutschig machte, und der Abt solle es ruhig immer weiter versuchen. In Wahrheit aber war es kein Arm, nach welchem das Klosteroberhaupt tastete, sondern der steife Schwengel des Bergmanns.

Der ließ die Finger des Alten an seinem Stab auf und ab reiben, bis es heftig kribbelte, und erst als er laut keuchte und seinen Schnee rieseln ließ, merkte der Abt, was vor sich ging. Er zog seine Hand zurück und erschrak über den weißen Unrat, der daran klebte. Und sobald er den schmutzigen Bergmann lachend aus der Grube treten sah, nahm er die Beine in die Hand und rannte davon. »Lauft nur, Abt, in Eurer lästerlichen Verkleidung, denn Eure Hände haben gesündigt, und wie ich dem erfahrenen Handgriff entnehme, nicht zu ersten Mal«, feixte der Geächtete hinterher.

Bis zum Kloster rannte der Abt, dass ihm die Füße glühten, und er meinte, selbst dort noch das hämische Lachen des Bergmanns zu hören, den starken und innigen Griff des Abtes lobend und preisend. Schneebübchen lag derweil noch immer ohnmächtig auf dem harten Boden und wäre wohl bis zum Abend dort liegengeblieben, wäre nicht der Zimmerer gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Wie er den Knaben in dem jämmerlichen Zustand sah, überkam ihm die Sorge um dessen Wohlergehen.

Er nahm ihn auf seine starken Arme und brachte ihn an den Bach, wo er gerade an der gläsernen Brücke baute. »Ich will Schneebübchens Antlitz mit Wasser benetzen, vielleicht weckt ihn das wieder auf«, sagte er sich. Als das aber nichts half, legte er den Knaben über das Brückengeländer, auf dass ihm das Blut tüchtig in den Kopf flösse und ihn wieder zu Sinnen kommen ließe. Unbeabsichtigt rutschte dabei die Kutte nach oben und Schneebübchens Gesäß lag frei.

Die Sonne schien auf die Glasbrücke und warf bunte Farben auf die junge Haut; da war der Zimmerer ganz angetan von so viel Schönheit: Die Backen waren weiß wie Schnee, die Mitte rot wie Röschen und ein Kranz aus feinem Flaum umgab es, der war so schwarz wie das Gefieder einer Amsel. Unweigerlich richtete sich der Schwengel des Geächteten auf und er packte ihn aus, ohne weiter nachzudenken. Im Kloster wusch und bürstete der Abt derweil seine Hände, Stoßgebete an den Himmel richtend, diese Verfehlung möge man ihm vergeben, glaubte er doch, der Bergmann hätte in Not gesteckt.

Ohne mit seinen Ordensbrüdern zu sprechen, zog er sich in seine Kammer zurück. Er traute sich zunächst nicht, das Kreuz zu befragen, doch die Neugier, ob er Schneebübchens Einfalt endlich bezwungen habe, siegte. Also sprach er:»Kruzifix dort an der Wand,wer ist der frommste Mönch im Land?«Da antwortete das Kreuz in ungewöhnlicher Härte:»Schneebübchen bei den geächteten siebenhat stets die Nächstenliebe betrieben. Hingegen Ihr tut Euch damit schwer:Herr Abt, Ihr seid kein Christenmensch mehr. «Da zuckte des Abtes Herz, als ob ein böser Blitz hineingefahren wäre; es zersprang und der Alte fiel tot nieder.

In diesem Augenblicke aber erwachte Schneebübchen aus seiner Ohnmacht und fand sich hängend über dem Brückengeländer beim Waldbach. Immer wieder fühlte er in seinem Gesäß etwas Dickes, geformt wie eine Keule, hineinstoßen und wieder hinausgleiten, doch er war noch zu schwach, um sich umzusehen. »Was passiert dort mit meiner hinteren Pforte?«, wunderte er sich und hörte zur Antwort die Stimme des Zimmerers:»Ich verlor meinen Werkzeuggurt auf dem Wege und brauche einen Halt für den Hammer, während ich unsere gläserne Brücke instand setze.

Was du in deiner Pforte spürst, ist der Hammergriff, den ich abwechselnd reinschieben und rausziehen muss. «»Du gebrauchst den Hammer gar oft, scheint mir«, hauchte Schneebübchen, »denn du schiebst und ziehst beinahe unentwegt. Du nagelst wohl sehr schnell deine Nägel in die Brücke?«»Wir Zimmerer sind flinke Gesellen«, antwortete der Geächtete und benutzte den Knaben für seine Zwecke, solange es eben dauerte. Darüber verblasste in Schneebübchen die Erinnerung an die vermeintliche Vision, bis er die Begegnung mit seinem Herrn nur noch für einen dunklen Traum hielt.

»Was klebt dort so feucht an meiner Pforte?«, fragte er, als sein Röschen vom Schmelzwasser des Zimmerers zu tropfen begann. »Das muss vom Holz meines Hammergriffs kommen«, log der Geächtete und dünkte sich schlau. »Womöglich ist es noch frisch und harzt etwas. «Nachdem der Zimmerer seine Bedürfnisse befriedigt hatte, schickte er Schneebübchen zurück zum Häuschen und meinte, er wolle später nachkommen und gemeinsam mit ihm nach dem verschwundenen Werkzeuggurt suchen. Sein Treiben aber hatte der Walddoktor beobachtet, der nun seinerseits aus dem Unterholz trat und Schneebübchen zur Seite nahm.

»Höre, mein Knabe, ich habe unweit von hier einen Bienenstock entdeckt, der voll des köstlichsten Honigs ist, doch habe ich keinen Löffel dabei, ihn herauszulösen. Wenn du jedoch deinen schlanken Hitzestab hineintauchst, kannst du den Honig vielleicht erreichen und den Bienen nehmen!«Schneebübchen wollte gern helfen, fragte aber nicht ohne Spur von Angst, ob die Bienen ihn denn nicht stechen würden. »Ach i wo«, erwiderte der Walddoktor, »ich verbinde dir die Augen. Die Bienen stechen nur, wenn sie sich beobachtet fühlen.

«Schneebübchen kannte die Gepflogenheiten eines Bienenvolkes nicht, schenkte dem Walddoktor Vertrauen und ließ sich die Augen verbinden. Daraufhin rieb der Geächtete den Stab des Knaben steif und führte ihn sich ins Gesäß, denn nur das war es, wonach ihm der Sinn stand, und einen Bienenstock gab es gar nicht. Der Walddoktor forderte Schneebübchen auf, feste und tief zu stoßen, um die vermeintlichen Bienen zu verjagen. »Spürst du, wie eng es in den Waben ist? Dringe nur tiefer und schau, ob du den Honig erreichen kannst!«Mehr vermochte er nicht zu sagen, denn Schneebübchen stieß kraftvoll zu und der Walddoktor hatte Mühe, sein wollüstiges Keuchen zu verbergen.

»Was tue ich, wenn’s am Stab klebrig wird?«, fragte der Knabe unvermittelt, denn seine Flöckchen waren ihm entstiegen. Der Walddoktor hatte in jenem Augenblicke ebenfalls seinen weißen Niederschlag auf dem Waldboden hinterlassen, darum ließ er Schneebübchen aus seinem Gesäß gleiten und wischte dessen blutrote Eichel sauber. »Es ist leider nur arg wenig Honig gewesen, den du herausstechen konntest«, meinte er und nahm Schneebübchen die Augenbinde ab, »doch danke ich dir für all die Mühen.

Lauf nur heim und bereite den Abendbrottisch vor. Meine Freunde und ich werden bald kommen. «Schneebübchen sprang durch das Gras, über die Hecken und durch die Tannen hindurch und fühlte sich so wohl wie noch nie und wusste nicht, woran dies lag. Er mochte noch nicht zum Häuschen gehen, wo so viel Arbeit auf ihn wartete, und schlenderte weiter durch den Wald, bis er plötzlich das Klappern von Pferdehufen vernahm. Auf dem Wege kam ein junger Königssohn geritten, dessen blondes Haar im Sonnenschein glänzte und der auf dem Pferd ein derart holde Figur machte, dass sich Schneebübchens Stab unter der Kutte von allein regte.

Der Königssohn entdeckte den Knaben am Wegesrand und war seinerseits bezaubert von der Schönheit. »Heda!«, rief er. »Wer bist du und was tust du hier allein im Wald?«Da erzählte Schneebübchen, wo er herkam und was er in dem Wald bisher erlebt hatte. Der Königssohn konnte nun nicht anders und lachte lauthals über die Dummheit des Knaben. Er schlug sich auf die Schenkel, hielt sich den Bauch und wischte sich heitere Tränen aus dem Auge.

So laut lachte er, dass seine glockenhelle Stimme im Wald widerhallte und Häschen, Iltis und Eichhorn einstimmten. Nur Schneebübchen lachte nicht. Als der Königssohn sich auf die Schenkel schlug, war es ihm, als schlüge eine Hand gegen seinen Hinterkopf und schleudere alle Leichtgläubigkeit aus ihm heraus. Als der Königssohn sich den Bauch vor Lachen hielt, ergriff Schneebübchen die Erkenntnis über die eigene Dummheit. Und als sich der Königssohn die Lachtränen abwischte, fühlte Schneebübchen zum ersten Mal in seinem Leben brennenden Zorn in sich aufsteigen.

Er war wütend über die Männer, die ihn ausgenutzt hatten, und beleidigt, weil er glaubte, der Königssohn spotte über ihn. Er gab dem Pferd einen Schubs, dass es sich aufbäumte und den Reiter beinahe vom Sattel warf. Da hielt der Königssohn mit seinem Lachen inne, nahm die Hand des Knaben und sprach:»Geh mit mir auf mein Schloss. Es liegt jenseits der Grenzen dieses Landes und kein Mönch, kein Jäger und kein Geächteter kann dir bis dorthin nachstellen.

Bei mir soll es dir besser gehen als im Kloster und auch besser als im Waldhäuschen. Ich werde dir erklären, was es mit deinem Stab auf sich hat, und wenn du dann erkennst, wie die sieben Geächteten sich deiner Einfalt bedienten, werde ich dir beistehen, Zorn und Schmach zu überwinden. Ich habe dich nämlich liebgewonnen, deine Schönheit ebenso wie deine Hilfsbereitschaft. «Und er fasste ihn zärtlich bei den Händen und wollte ihn vor Verzückung beinahe auffressen.

Stattdessen drückte er ihm unversehens einen innigen Kuss auf die Lippen, der Schneebübchens Geist endgültig heranreifen ließ und weise Erkenntnis in sein Herz schickte. Wie der Knabe nun um seine Taten einsichtig ward, gefiel ihm die Aussicht, Kloster und Waldhäuschen schnell und weit hinter sich zu bringen, gar sehr. Darum verzieh er dem Königssohn augenblicklich das Gelächter und stieg bereitwillig aufs Pferd. Dort streichelten sie einander, strichen sich übers Haar, bedachten sich mit tausenderlei Kosenamen und tauschten weitere innige Küsse aus.

Glücklich und zufrieden zogen sie auf das Schloss des Königssohns, wo ihm Schneebübchen fortan ein treuer Gefährte war, und kehrten nimmer in den Wald zurück. Die sieben Geächteten derweil nahmen den Weggang des Knaben ohne Murren hin, denn sie hatten immer noch einander und teilten unter sich Freude, Wollust und Unmengen an warmen, herben Schneeflocken. Ungestraft sollten sie dennoch nicht davonkommen, hatten sie doch einen jungen Mönch schändlich missbraucht. Der Königssohn schickte seinen Scharfrichter hinter die Grenze, über die gläserne Brücke dem Häuschen zu, und der befriedigte im Namen des Herrschers dort von Stund an seine Bedürfnisse an allen sieben.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann heizen und hämmern, kneten, schäumen und schneien sie noch heute. ENDEaus: Vierzig schwüle Nächte (Band II) von X. L. Cocker, ISBN 9783752961843.


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